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Mittwoch, 26. Oktober 2011

Terpentin

Der Farbverdünner hat sich wirklich gelohnt. Die Verbesserung meiner Malerei zeigt sich sofort. Wo zuvor nur ungeschickte Farbkleckse die Leinwand befleckten, sind jetzt geradezu fotorealistische Abbildungen entstanden.
Eine Szene, in der Dutzende knallbunte Autos zu sehen sind, zwar winzig klein, aber trotzdem gestochen scharf, so klar, dass man sogar noch die Kennzeichen lesen kann. Nicht das mich das interessiert.
Es kommt jemand herein und macht mir ein Kompliment dazu. Ich denke nur "Geh mir nicht auf die Nerven". Immerhin weiß ich wer es ist, und das die Person nur versucht, sich meine Sympathie zu erkaufen, ohne jedes echte Interesse. Warum ist sie überhaupt in diesem Zimmer? Ist es überhaupt mein Zimmer? Oder bin ich bei ihr eingebrochen, um zu malen? Ich glaube fast, letzteres. Die Türen hier waren alle offen, daran erinnere ich mich.
Ein anderes Bild fesselt mich viel mehr. Es zeigt eine Familie, die im der Halle eines ehrwürdigen alten Hauses posiert. So viele Gesichter... alle grau-in-grau. Warum sind sie grau? Was fürchten sie? Glücklich sehen sie jedenfalls nicht aus. Düster. Kalt. Jeder allein mit sich selbst, inmitten der vielen Menschen.
Ich war schon einmal in dem Haus, doch ich habe es vergessen. Ich weiß noch, dass es viele Geheimnisse im Inneren verbirgt. So viele Räume zu erforschen, so viele verborgene Keller. Warum habe ich mcih diesmal nicht zuerst umgesehen? Warum habe ich stattdessen dieses Bild gemalt? Es zeigt allzu sehr die Wahrheit. Ich will es nicht ansehen.
Ich flüchte. Der Geruch des Farbverdünners verfolgt mich. Warum bleibt mir ausgerechnet der in der Nase hängen.

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